
Das größte religiös-spirituelle Ereignis der Welt hat letzten Monat begonnen: die Kumbh Mela. In Haridwar, Nordindien, versammelten sich am Eröffnungstag, dem 14. Januar 2021, rund 700.000 Besucher. Ich war kurz nach der Eröffnung dort und werde bald wieder hinfahren.
In Indien treffen sich alle zwölf Jahre, mehrere Millionen von Yogis, Heiligen, Sadhus, spirituellen Sehern und Suchenden an einem der vier heiligen Orte – Prayag, Nashik, Ujjain oder Haridwar – welche an den Ufern der heiligen Flüsse Indiens liegen und wichtiger Teil der traditionellen Versammlung der Kumbh Mela sind.
Kumbh ist das Sanskrit-Wort für „Topf“ oder „Glas“ und Mela bedeutet „Festival“. Die Kumbh Mela leitet ihren Namen vom „Topf mit unsterblichem Nektar“ ab, wie er in den alten vedischen Schriften beschrieben ist.
Die Kumbh Mela Haridwar (14. Januar bis 27. April) ist noch nicht in vollem Gange. Sogar die städtischen Infrastrukturarbeiten dauern noch an. Trotzdem ist die Atmosphäre fantastisch. Mit einem heiterer Buzz in den Hauptghat-Bereichen. Sowie kontemplativer Stille weiter vom Stadtzentrum entfernt.




Die Kumbh Mela ist eine alte Institution und ein episches Ereignis, das astronomisch abgestimmt und durch verschiedene verheissungsvolle rituelle Bäder in den heiligen Flüssen gekennzeichnet ist. In Haridwar zum Beispiel, ist der erste Shahi Snan (Königliches Bad) im Fluss Ganga am Donnerstag, den 11. März (Mahashivratri) und der letzte Shahi Snan am Dienstag, 27. April (Chaitra Poornima).
Die Veranstaltung ist auch eine Plattform für religiöse Diskurse, kulturelle Aktivitäten, sowie ausgefeilte hinduistische Rituale. Integraler Bestandteil sind spirituelle Diskussionen und Satsangs.
Von den westlichen Mainstream-Medien leider eher ignoriert, bestärkt die Kumbh Mela mit ihren vielen Besuchern und aktiven Teilnehmern nicht nur unseren spirituellen Ursprung und unsere Glaubenskraft, sondern beweist vor allem jetzt, dass große öffentliche Versammlungen ohne „Virusprobleme“ stattfinden können.
Obwohl die typischen Corona-Vorsichtsmaßnahmen kommuniziert wurden, trug nur die Hälfte der Menschen, die ich sah, Schutzmasken. Es sind auch keine Gesundheitstests erforderlich, um die Stadt zu betreten, was darauf hindeutet, dass die Menschen Selbstverantwortung übernehmen und das tun, was sie für das Beste halten, ohne dass staatliche Behörden ihre Ansichten durchsetzen. Gott sei Dank.
Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, Wagt es nicht, mit social distancing und übertriebenen angstbasierten Kontrollmaßnahmen zu kommen! Legt Euch nicht mit spirituell hochentwickelten Menschen an, den Naga Sadhus, Aghori Yogis & Co., welche ihr ganzes Leben damit verbringen, Nichtanhaftung zu praktizieren, sich mit dem Kosmos zu verbinden und Self-Mastery zu verkörpern!
(Hinweis: Ich befürworte keine verantwortungslose Exposition der Bevölkerung, aber angesichts der letzten 12 Monate und tiefgreifender Recherche ist eine Lockerung der Sperrmaßnahmen angemessen. Und selbst nach Mainstream-Standards gehört Indien weiterhin zu den Ländern mit den niedrigsten Covid Cases und Todesfallzahlen pro Million.)



Es war früher Morgen, als ich in Haridwar ankam. Die Luft war eisig kalt und Nebelschwaden hingen noch über dem Boden und bedeckten die Sonne. Dennoch nahmen viele Menschen ein Ganzkörperbad im Ganges. Das Engagement und die offensichtliche Entschlossenheit fand ich bewundernswert.
Mein Weg führte mich durch die alten Gassen, vorbei an Ashrams, Pensionen sowie Cafés und Geschäften, die sich darauf vorbereiteten, zu öffnen und Kundschaft willkommen zu heißen. Nach einer Straßenbiegung befand ich mich plötzlich an einem Open Air Rasierplatz. Unter freiem Himmel sassen etwa ein Dutzend Barbiere mit geschärften Klingen und umgeben vom Rauch diverser Duftharze, gelassen auf die Klienten wartend.
Schließlich stieß ich in der Nähe von Ganga auf eine kleine Teestube, in der frisch gebrühter Chai in meinen Lieblings-Tontöpfen angeboten wurde. Mit heißem Tee in meiner Hand, setzte ich mich ans Ufer zu Ma Ganga. Was für ein Segen, sich frei bewegen und spazierengehen zu können! Welch Glück, hier in einer der heiligsten Städte Indiens sitzen zu können und zu beobachten, wie die Sonne die Wolken schmelzen lässt, während köstlicher Tee wohlige Wärme in meinem Körper verbreitet. Nach einiger Zeit setzte ich meinen Spaziergang fort…
Ich hatte einen inspirierenden und absolut erhebenden Tag in Haridwar. Und mit diesem Beitrag möchte ich einige Eindrücke teilen. Ich werde sicher noch einmal von der Kumbh Mela berichten, sobald die Lager der Akharas (Sadhu-Gruppen) eingerichtet sind.
„These pilgrims had come from all over India: some oft hem had been months on their way, plodding patiently along in the heat and dust, worn and poor, hungry, but supported and sustained by an unwavering faith and belief. It is wonderful, the power of a faith like that, that can make multitudes upon mulitudes of the old and weak and the young and frail enter without hesitation or complaint upon such incredible journeys and endure the resultant miseries without repining.“
– Mark Twain after witnessing the 1895 Kumbha Mela in Allahabad





Jede Kumbh Mela zieht Millionen von Pilgern an. Die Festivalbehörden gaben an, dass die größte Teilnahme am 10. Februar 2013 mit 30 Millionen und am 4. Februar 2019 mit 50 Millionen Besuchern war. Mal sehen, wie viele es im Jahr 2021 schaffen werden.
Mit tiefer Dankbarkeit an India für ihren geistigen Reichtum sowie für ihre alte und berühmte Tradition, den Boden und Raum für jeden Einzelnen zu schaffen, um Befreiung und Transzendenz zu finden und zu leben.
What the sages sought they have found at last.
No more questions have they to ask of life.
With self-will extinguished, they are at peace.
Seeing the Lord of Love in all around,
Serving the Lord of Love in all around,
they are united with him forever.
– Mundaka Upanishad, 3:2:5

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Alle Fotos © Marina 2021 – Nutzen nicht ohne mein schriftliches Einverständnis.
Danke! Fantastisch, es gibt noch Leben auf der Erde…!