Was zur Zeit auf unserem Planeten um sich greift – ob in Paaren, in Familien, bei der Arbeit, in der Spiritualität oder auf gesellschaftspolitischer Ebene – ist die destruktive Dynamik co-abhängiger / narzisstischer Beziehungen und Verhaltensmuster.
Co-abhängige / narzisstische Beziehungsdynamiken sind komplex. Im Wesentlichen entwickeln die beiden beteiligten Parteien – zwei Lebenspartner oder Kind/Eltern, Chef/Mitarbeiter, Guru/Student oder auch Regierung/Bürger – komplementäre Rollen, um die Bedürfnisse des anderen zu erfüllen. Es kann da zum Beispiel um spezifische materielle / weltliche Vorteile gehen oder subtilere Aspekte wie Aufmerksamkeit und Lebensenergie oder die Vermeidung der Angst vor dem Alleinsein. Trotzdem ist die Beziehung traumatisch. Ihre Verhaltensstruktur ist dysfunktional und besonders auslaugend für den empathischen Co-Abhängigen. Und es ist typischerweise auch er, der sich dessen bewusst wird und sich rauszieht.
In einer intimen Beziehung haben die narzisstischen / co-abhängigen Partner regelmäßig destabilisierende und fast verrückt-machende Konflikte, da sie die unterdrückten emotionalen Wunden des anderen auslösen. Beide Partner tragen ungeheilte Trauma-Prägungen (aus Kindheit und früheren Leben), aber jeder hat im Laufe der Zeit eine andere Bewältigungsstrategie entwickelt.
Der Narzisst neigt dazu, egozentrisch, selbstberechtigt, eitel, cool und kontrollierend zu sein, während der Co-Abhängige dazu neigt, zu viel zu geben, sich selbst aufzuopfern, anspruchslos, mitfühlend und leichtgläubig zu sein.
Erwachsene, die in einer narzisstischen / co-abhängigen Dynamik stecken, haben innere Heilungsarbeit zu leisten, sonst werden ihre ursprünglichen Traumawunden immer weiter vertieft. Stichwort für eigene Recherchen: „PTSD / Post-traumatic Stress Disorder (posttraumatische Belastungsstörung)“.

Ein großes Problem ist, dass der Narzisst normalerweise die Notwendigkeit einer Veränderung und Therapie nicht erkennen kann. Dann liegt es an dem Co-Abhängigen, sich herauszuziehen und seinen eigenen Weg zu gehen. Gewahrsein, ein ruhiger Geist und ein beruhigtes Nervensystem, sowie Mut und neue Entscheidungen sind erforderlich, um zum wahren Selbst und zum göttlichen Lebensfluss zurückzukehren. In der destruktiven Beziehung zu bleiben hat einen hohen Preis, nämlich den Verlust von Selbst und Seele, Klarheit und Kreativität (Verkörperung des wahren Selbst gar nicht erst nicht möglich), oft auch Verlust von Gesundheit.
Hintergrund co-abhängiger / narzisstischer Beziehungsdynamiken:
Wenn unsere persönlichen Grenzen ignoriert werden, akute Gefahr oder chronische Belastungen auftreten – z. B. Missbrauch, Vernachlässigung, Unterdrückung, Scheidung / Verlust / Tod der Eltern, Ungewissheit, Bedrohungen, wiederholte Widersprüche, Abwertungen / Spott / Bullying, Unfall, Naturkatastrophen, Krieg –, dann versucht unser inneres System so gut es geht, damit fertig zu werden. Je nach Situation und eigener Veranlagung reagieren wir mit einer der 4 grundlegenden Trauma-Reaktionen:
Fight: Kampf (Aggression / Wut)
Flight: Flucht (Weglaufen / Flüchten)
Freeze: Erstarren (keine Reaktion / keine Wahl) oder
Flatter (Fawn*): Anpassen (Schmeicheln / Besänftigen)
Diese Reaktionen erfolgen nicht bewusst, sondern sind Teil eines automatischen Selbstschutz-Mechanismus. Und obwohl wir wahrscheinlich den ursprünglichen Schock im Laufe der Zeit vergessen, erinnert sich unser Körper daran. Wir überleben das traumatisches Erlebnis und machen weiter, aber gleichzeitig neigt ein Teil von uns dazu, sich zu verschliessen und zu leugnen, was passiert ist.
Aus diesem Grund lässt uns jede traumatische Erfahrung in unterschiedlichem Maße gespalten und innerlich verwundet zurück. Und als Erwachsene mit ungeheilten Traumaprägungen haben wir begrenzende Glaubenssätze, suboptimale Verhaltensmuster, eine verzerrte Wahrnehmung und tendenziell dysfunktionale (co-abhängige / narzisstische) Beziehungen – privat, im Job, mit einem spirituellen Lehrer, oder kollektiv mit Regierungssystemen.
*Begriff nach Pete Walker, Autor des Buches „Complex PTSD“