Vielleicht hat der ein oder andere von Euch bereits die neue Arte Dokumentationsreihe „Yoga in Indien“ gesehen. Hier die Links zu den jeweils ca. 30 minütigen 5 Folgen. Es sind visuelle Leckerbissen und bringen ganz gut die legendäre spirituelle Atmosphäre Indiens rüber.
Dass ich – als in Indien lebende Deutsche und Yogapraktizierende mit Familie und Zuhause in Rishikesh – die Dinge aus einer etwas anderen Perspektive gezeigt hätte, ist sicher nachvollziehbar. Dennoch kann ich sagen, dass die Dokumentationen das spirituelle Leben hier gut portraitieren und auch hervorragend produziert sind. Mit wunderschöner Fotografie und Musikuntermalung, einer attraktiven und mutigen Moderatorin, sowie einem kurzweiligen, packenden Filmschnitt. Und was mich hocherfreut ist die ansprechende, inspirierende und nach Indien einladende Präsentation. Es gibt keinerlei Angstmacherei vor dem riesigen, vielfältigen, oft chaotischen Subkontinent.
Wichtige Themen: Asanas, Mantras, Meditation und Seva (Dienen); Ehrerbietung und Opfergaben; Respekt für die Vorfahren, Mutter Natur und die Götter; Leben und Tod; generationsübergreifende Traditionen und Rituale; Gastfreundschaft u.v.m.
Trotz der zahlreichen positiven Punkte, gibt es ein paar Aspekte, die fehlten und für mich das Filmportrait optimal abgerundet hätten:
- Bezüge zu den alten Schriften, den Veden bspw., und zu den Ursprüngen des Yoga und den Rishis.
- Auch vermisste ich alte Tempelanlagen und spirituelle Kraftorte in der Natur (wovon es in all den vorgestellten Städten einige gibt, bspw. Mahabalipuram nahe Pondicherry oder Neelkanth ausserhalb von Rishikesh). Denn auch sie gehören zum Yoga: öffentliche und mystische Orte der Stille und Einkehr, der Aktivierung und Klärung, welche der Selbst-Realisierung zuträglich sind.
- Während die Folge über Rishikesh noch mit einer Warnung über den Yogamarkt kam, gab es darüberhinaus keinen Hinweis, dass es leider in vielen Guru- und Ashram-Organisationen psychologische Manipulation, kultähnliche Verordnungen, Mind Control und energetischen Missbrauch gibt, mal mehr mal weniger subtil. Das entgeht so manchen Indern, aber insbesondere leichtgläubigen Suchern aus dem Ausland, die annehmen, dass indische Yogis automatisch der wahre Deal seien, nur weil ihr Hintergrund Indiens reiche spirituelle Tradition ist. Der wichtigste Tipp ist also, sich nicht blenden zu lassen, geistesgegenwärtig zu sein und IMMER auf das eigene Bauchgefühl und die Intuition zu hören. Und auch: sich daran zu erinnern, dass die wahre „spirituelle Quelle“ immer in uns selbst ist, und niemals nur in einem Tempel, Guru oder Ashram liegt. Wir können im Aussen Anregungen finden, aber alle Hilfestellungen sind letztlich hinter uns zu lassen, da sie uns ab einem bestimmten Punkt nicht mehr fördern, sondern bremsen.
- Eine ganze Folge nur einem Ashram zu widmen ist unausgewogen (Coimbatore).
Arte Mediathek
Yoga in Indien – Unterwegs mit Esther Schweins
Rishikesh, Supermarkt der Spiritualität
Verfügbar vom 06/07/2019 bis 05/10/2019
https://www.arte.tv/de/videos/083923-002-A/yoga-in-indien-unterwegs-mit-esther-schweins/
Varanasi – Yoga und Religion
Verfügbar vom 07/07/2019 bis 06/10/2019
https://www.arte.tv/de/videos/083923-003-A/yoga-in-indien-unterwegs-mit-esther-schweins/
Auroville – Alles Leben ist Yoga
Verfügbar vom 10/07/2019 bis 09/10/2019
https://www.arte.tv/de/videos/083923-007-A/yoga-in-indien-unterwegs-mit-esther-schweins/
Delhi, die Yoga Megalopolis
Verfügbar vom 06/07/2019 bis 05/10/2019
https://www.arte.tv/de/videos/083923-001-A/yoga-in-indien-unterwegs-mit-esther-schweins/
Coimbatore, Gesundheit von Geist und Körper
Verfügbar vom 09/07/2019 bis 08/10/2019
https://www.arte.tv/de/videos/083923-006-A/yoga-in-indien-unterwegs-mit-esther-schweins/