Maha Navratri – 9 göttliche Nächte

navrati

Navaratri ist das Hindu Fest zu Ehren der weiblichen Aspekte des Göttlichen

Navratri ist eines der größten jährlichen indischen Festivals (im Oktober) und wird im ganzen Land mit großem Eifer über neun Nächte gefeiert (Maha Navaratri = Sanskrit, maha: groß, nava: 9 und ratri: Nächte). In dieser Zeit werden in zahlreichen Ritualen und Zeremonien alle Ausdrücke des Göttlich-Weiblichen verehrt, welche uns aus der Finsternis ins Licht, von Illusionen zur Wahrheit und von der Trennung zur Einheit führen.

Das Fest Navratri ist universell von Bedeutung, da es sich um eine Zeit handelt, in der die göttliche Mutter, in all ihren Aspekten und Kräften, für den gesamten Planeten aktiviert wird. Durch die Süße und Stärke der heiligen femininen Präsenz dient Navratri der gesamten Menschheit. Denn nun wird die ganze Welt, ja der gesamte Kosmos, an Shakti ausgerichtet, der allumfassenden, ultimativen, sprudelnden, kosmischen, kreativen Energie des Göttlichen.

In diesen Tagen hat jeder von uns die Möglichkeit, die heiligen Energien willkommen zu heißen und ihnen zu erlauben, die eigene Transformation zu beschleunigen. Es ist eine Zeit der Stille und Selbstbeobachtung, der Gebete, Meditation, des Chantens, der Sadhanas (spirituelle Praxis), der inneren Reinigung und Klärung (für viele eine traditionell Fastenzeit), was dann einen vielversprechenden Start neuer Unternehmungen und Projekte erlaubt. Während Fasten den Körper reinigt, so reinigt Stille das Reden und gibt dem ewig plappernden Verstand eine Ruhepause. Meditation nimmt einen dabei tief ins eigene Sein.

In der hinduistischen Tradition geht es nun um die höchstgöttliche weibliche Schöpferkraft: Shakti. Insbesondere wird Shakti in ihren Erscheinungsformen als die Göttin Durga, Göttin Lakshmi und Göttin Saraswati geehrt. Plausibel, denn um im Leben rundum Erfolg zu haben, brauchen wir die Segnungen all dieser Aspekte der göttlichen Mutter:

Die ersten drei Tage werden Kali gewidmet, der starken weiblichen Kraft im Hinblick auf heftige Anteilnahme und Vernichtung aller Verunreinigungen, Laster, Fehler und Ego-Verzerrungen. Über die nächsten drei Tage, wird Lakshmi, die Göttin der Fülle, des Wohlstands und der Schönheit, verehrt. Sind wir einmal durch Kalis Kraft gereinigt, wird Lakshmi aufgerufen, um uns mit spirituellem Reichtum und der göttliche Fülle, welche unser Geburtsrecht sind, zu beschenken. Die letzten drei Tage werden in Verehrung von Saraswati, der Göttin der Weisheit, Kreativität und Reinheit, verbracht.

Die Göttinnen Kali, Lakshmi und Saraswati (Click für vergrößerte Ansicht)

Die Göttinnen Kali, Lakshmi und Saraswati 

Um es mit dem Bild eines Gartens kurz zu fassen: bei Navratri geht es um die Reinigung und Transformation (den Garten jähten und Unkraut ziehen), um die Kreation und Fülle (aussähen und pflanzen) und um die Weisheit und Erleuchtung (unterscheiden, sortieren und wachsen).

Nach den vedischen Wissenschaften, ist die Schöpfung durch zyklische Schwankungen gekennzeichnet und nicht linear. Alles wird von der Natur  recycelt – wir befinden uns in einem ständigen Prozess der Transformation und Erneuerung. Der menschliche Geist steht diesem Zyklus der Schöpfung leider ziemlich nach. Navratri ist ein Festival, um das Denken und den Verstand zu erfrischen und wieder zur Quelle zu führen. 

Hier drei Mantren (kraftvoll geladene und aktivierende, heilige Klänge) zum Aufrufen der Devi (Göttin) – in Form von Kali, Lakshmi und Saraswati:

Kali Mantra: Om Sri Maha Kalika-yai Namaha
Lakshmi Mantra: Om Shrim Maha-Lakshmi-yai Swaha
Saraswati Mantra: Om Aim Saraswati-yai Namaha

Der zehnte und letzte Tag ist der Höhepunkt des Navratri Festivals. Er wird als Maha Navami oder auch Dusshera gefeiert: wir affirmieren den Sieg der erhabenen Qualitäten der göttlichen Mutter und des Lichtes über die Dunkelheit, die Finsternis und Ängste in uns. Aus vedantischer Sicht, ist es der Triumph der absoluten Realität über die scheinbare Dualität.

Die Gunas und Navratri

Nach Vorstellungen der ältesten indischen Philosophien, ist das Universum aus drei Urqualitäten, den Gunas, zusammengesetzt – Eigenschaften, die in jedem von uns wirken: Tamas (Trägheit, Dunkelheit, Ignoranz), Rajas (Rastlosigkeit, Aufregung, Begehren) und Sattva (Wahrhaftigkeit, Güte, Harmonie). Siehe auch „Dreifaltigkeit“ des Kosmos in Form der drei großen Götter: Brahma als Schöpfer, Vishnu als Erhalter, Shiva als Zerstörer.

Die ersten drei Tage von Navratri sind auf Tamo Guna zurückzuführen, die nächsten drei Tage auf Rajo Guna und die letzten drei Tage auf Sattva Guna. Unser Bewusstsein segelt durch Tamas und Rajas, und erblüht im Sattva der letzten drei Tage. Wenn Sattva im Leben dominiert, folgt der Sieg automatisch. Durch Bhakti und Anbetung der göttlichen Mutter während Navratri, harmonisieren wir die drei Gunas und erhöhen Sattva in der Atmosphäre.

„The intellect may not understand but the subtle body understands the depth. And the vibrations that are produced are doing good to all the subtle layers of existence.“
Aus: Navrati –  A Journey to Source“ von The Art of Living

Saraswati hat die Qualität von Sattva – Gleichgewicht, Reinheit, Erkenntnis – und so stehen der 7., 8. und 9. Tag von Navratri unter dem Einfluss von Sattva. Und es ist in diesen Tagen, dass die Frauen in weiten Teilen Indiens in großem Stil die Göttin Durga feiern. Sie tragen besondere Sarees und dekorieren Ihre Hände und Füße mit Mehndi (Henna).

Kleiner Diskurs „Henna-Bemalung“ in diesem Zusammenhang

Mehndi ist die Bezeichnung für die ornamentale Bemalung von Händen und Füßen mit Henna, einer Kunstform, die ihren Ursprung im alten Indien hat. Die Verwendung von Mehndi und Kurkuma ist in den ganz frühen hinduistisch-vedischen Ritual-Büchern beschrieben. Vedische Bräuche nutzten Mehndi zur symbolischen Darstellung der äußeren und inneren Sonne, rund um die Idee des „Erwachens des inneren Lichts“. 

Die zeremonielle Henna-Bemalung Mehndi ist ein wichtiger Ausdruck während hinduistischer Festivals und der Vorbereitungen indischer Hochzeitsfeiern. (Die Nacht vor der Hochzeitsnacht wird der Bemalung der Braut gewidmet, auch „Henna Night“ genannt. Die Braut und enge Freundinnen der Braut bekommen ihre Hände, Arme und Füße mit Henna-Ornamenten dekoriert. Die Designs sind sehr aufwändig und oft versteckt sich in dem Mehndi Muster der Name oder die Initialen des Bräutigams  – und es ist eine traditionelle Herausforderung an den Ehemann, seine Initialen in den Händen seiner Frau zu finden. Die ganze Veranstaltung ist total feierlich, mit den tanzenden und singenden Frauen…)

Hier Schnappschüsse meiner Navratri Handbemalung. Eine wirklich freudvolle Erfahrung! Happy Navratri!

Mehndi: meine Hände mit Henna-Paste (links) und ohne (rechts)

Meine Hände mit Mehndi-Paste (links) und ohne (rechts)

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