
Bedeutungsvolle Feiertage in Indien: bei NAVRATRI geht es um 9 Aspekte der grossen Göttin Ma Durga. Beim anschliessenden DUSSEHRA wird der Sieg des Lichts über die Dunkelheit zelebriert.
Das Fest Dussehra (auch Vijayadashami genannt) ist der Höhepunkt und Folgetag des alljährlichen, neuntägigen Navratri-Festivals, das in ganz Indien Tradition hat. Bei Navratri geht es um die grosse Göttin mit ihren neun Facetten und Qualitäten als
- Göttin Shailputri: erste Manifestation Durgas und Tochter des Himalayas; sie ist auch als Parvati, Hemavati oder Sati bekannt; sie ist das physische Bewusstsein der göttlichen Mutter Durga und repräsentiert das Wurzelchakra;
- Göttin Brahmacharini: sie ist die zweite Manifestation der grossen Göttin, praktiziert Askese und tut Busse (Tapasya), um das Herz Shivas zu gewinnen, sie meditierte Ewigkeiten und lebte ein einfaches Leben, sie bietet uns die Qualitäten von Selbstdisziplin, Ausdauer, Hingabe, spirituellem Wachstum und Weisheit;
- Göttin Chandraghanta: sie ist eine mutige, kraftvolle und dennoch mitfühlende Form der grossen Göttin mit zehn Armen und vielen Waffen, sie hat den Halbmond in Form einer Glocke auf ihrem Kopf dekoriert; sie bietet Schutz und Segen, zerstört die Hürden, Leiden und Feinde ihrer Verehrer;
- Göttin Kushmanda: sie, auch Adi Shakti genannt, ist die Kreatorin des Universums; sie produzierte mit ihrem Lächeln das kosmische Ei (Hiranyagarbha oder Brahmanda) und brachte Licht ins Universum als es noch nicht existierte und dunkel war; sie hat die Stärke, im Kern der Sonne zu leben (ihre Luminosität verleiht der Sonne ihre Helligkeit) und gibt dem Sonnengott, Surya, Anweisungen; Kushmanda verhilft uns zu Gesundheit und sattvischen Qualitäten;
- Göttin Skandamata: Mutter von Skanda, auch Kartikeya genannt, der die Armee der Götter leitet und gegen die Dämonen der Ignoranz kämpft; sie reitet vierarmig einen Löwen und hält dabei ihren sechsköpfigen Sohn, eine Lotusblüte und ein Mudra, das uns mit Glückseligkeit und Mutterliebe segnet;
- Göttin Katyayani: Tochter des Weisen Katyayana Rishi, der Katya Ahnenreihe von Vishwamitra; sie ist eine schöne Kriegerin, die den Dämon Mahishasura zerstörte; sie bringt gute Energien für Beziehungen und Ehe; sie löst Ängste auf und mit ihren Heildüften auch Krankheiten;
- Göttin Kalaratri: sie vertritt die stürmische, grausame und gewalttätige Aspekte und zerstört Dunkelheit und Ignoranz; Kali erinnerst uns, dass Tod und Dunkelheit zum Leben dazugehören, aber wenn wir sie verehren, können wir vom Leiden und unseren Ämgsten befreit werden; sie ist mitfühlend selbst wenn sie zerstört;
- Göttin Mahagauri: sie ist die weisse Göttin und strahlt reines Licht, Frieden und Mitgefühl aus, sie hält zwei Hände in Mudras zum Segen und Schutz; sie wird oft als die junge Parvati gesehen und zu ihrer Ehre wird oft an diesem Tag an 9 junge Mädchen Essen und Süsses verschenkt (Kanjak Puja);
- Göttin Siddhidatri: sie ist die Bringerin von Wissen und Siddhis und durch sie können wir Perfektion und Befreiung erreichen; sie wird von Göttern, Dämonen, Meistern und Naturgeistern gleichermassen bewundert; angeblich erhielt Shiva seine magischen Kräfte von ihr, denn Siddhidatri ist in der Tat eine machtvolle Göttin, die spirituelle, telepathische und heilende Kräfte schenkt;
Alternativ hierzu, werden in vielen Orten die 9 Tage speziell den Göttinnen Kali, Lakshmi und Sarasvati gewidmet (je drei Nächte). Dazu mehr in dem Artikel Maha Navratri.
Wir feiern diese Tage Shakti, das heilige, weibliche Prinzip unserer Existenz. Dazu gehören verschiedene Formen von Ritualen und Gebeten (Puja- Zeremonien), Offerten wie Blumen, Früchte, Ghee und Licht. Wir dekorieren unseren Heim-Altar und brennen Harze oder anderes wohlriechendes Rauchwerk, beten, chanten Mantras, singen Bhajans, tanzen und rufen uns den traditionellen Text Devi Mahatmyam (wörtl.: Herrlichkeit der Göttin) in Erinnerung. Neben der Devi Bhagavata ist sie eine der wichtigsten Schriften der Verehrer des Göttlichen in weiblicher Form, und bildet einen Teil der Markandeya Purana. Während des Meditierens werden wir in dieser Zeit spürbar mit einer Extraportion Hochfrequenzen und Mutterliebe versorgt. Und natürlich bitten viele Menschen die grosse Göttin auch um Unterstützung. z.B. ihnen zu helfen, ihre Unzulänglichkeiten zu enthüllen und zu beseitigen, Segen zu schenken, Reichtum zu ermöglichen und Wissen zu vermitteln.
Gleich nach Navratri, bekommt Dussehra besondere Aufmerksamkeit, da dieser Tag für den Sieg des Lichts über die Dunkelheit steht. Den Triumph des Guten über das Böse.

Devi besiegt den Dämon Mahishasura
Die Dussehra zugrunde liegenden Legenden und Gebräuche unterscheiden sich von Region zu Region, doch gilt der überwiegende Jubel der Göttin, Devi oder Ma Durga, die gefeiert wird, weil sie den Dämon Mahishasura, der für innere Abgründe und äussere Hürden steht, tötete, und auch die Asura Könige Sumbha und Nisumbha erledigte. Populär sind auch Feiern zu Ehren des Gottes Rama und seines Sieges über den 10-köpfigen Dämon Ravana – und somit die Entfernung der 10 grössten menschlichen Schwächen:
- Kama Vasana – काम वासना (Lust)
- Krodha – क्रोध (Ärger)
- Moha – मोह (Anhaftung / Versuchung)
- Lobha – लोभ (Gier)
- Mada – मद (Stolz / Dünkel)
- Matsara – मत्सर (Neid / Eifersucht)
- Swartha – स्वार्थ (Selbstsucht)
- Anyaya- अन्याय (Ungerechtigkeit)
- Amanavata – अमानवता (Grausamkeit)
- Ahankara – अहङ्कार (Ego)
In öffentlichen Prozessionen werden unter Feuerwerksstürmen riesige Puppen von Ravana, der das Böse symbolisiert, verbrannt.

An Dussehra wird der Dämonen-König Ravana verbrannt
Dussehra ist einer der bedeutungsvollsten und wichtigsten Feiertage der Hindus. Kinder, Jugendliche und Erwachsene pilgern zu Tempeln, Open Air Rezitationen und Aufführungen in sogenannten Pandals (speziellen Zelten) oder reisen zu einem der vielen heiligen Kraftorte des Landes. Und jedes Dorf scheint noch zusätzliche Gepflogenheiten zu haben.
Nach neun Tagen und Nächten intensiver Präsenz der grossen Göttin, tauchen wir nun, von ihrem Licht gereinigt und gestärkt, wieder auf. Und so ist Dussehra, dieser siegesreiche 10. Tag, eine Zeit für glückverheißende Neuanfänge und Unternehmungen, vor allem kreative und spirituelle Aktivitäten.
Mit Dussehra beginnen nun auch die Vorbereitungen für das überall hochgefeierte Diwali, das Festival der Lichter. Navaratri und Diwali liegen in der Ernte-Saison und sind die Gelegenheit, auch für die Fruchtbarkeit von Mutter Erde und die Fülle der Ernte zu danken. Möge sie uns gut durch den Winter tragen.
Wenn wir von Shakti sprechen, sollten wir auch Shiva erwähnen. In den Puranas heisst es, dass Lord Shiva ohne seine göttliche Shakti unvollständig ist. Eine Reflektion dessen ist Ardhanarishvara, die Synthese männlicher und weiblicher Prinzipien des Göttlichen, mit Parvati als einer Hälfte und Shiva der anderen Hälfte. Das ist die Metapher für das Absolute als eine ungeteilte Ureinheit – mit Shiva, als dem ewigen reinen Bewusstsein und Shakti als aktivierende Potenz und Kreativenergie.
Wenn Indien, ein Land mit über 1 Milliarde Einwohnern, Verbindung zur göttlichen Mutter und Shakti aufnimmt, vertieft und zum Blühen bringt und die Einheit von Shiva und Shakti feiert, kann es doch nur von Vorteil für den gesamten Planeten Erde und das Universum sein, oder? Klink Dich ein, feiere mit, egal wo Du bist!
Jai Ma Durga!
Und: Happy Dussehra!

Die grosse Göttin
Hier eine populäre Durga Devi Hymne, „Aigiri Nandini Nanditha Medhini“:
und eine sanftere Interpretation: